"Wir backen computergesteuert"

Die Großzössener Bäckerei Bodenlos investiert in einen neuen Ofen / Umbau-Kraftakt in einer Woche

Großzössen. Der alte Ofen war noch nicht aus. Seine Reparatur aber wäre nicht sinnvoll gewesen, sagt Bäcker Andreas Bodenlos. Sein Großzössener Familienbetrieb entschied sich schließlich für ein neues Gerät und legte in der vorigen Woche mit vielen fleißigen Helfern einen echten Kraftakt hin. Ab heute wird in der kleinen Backstube wieder normal gebacken. Aber eben doch ganz anders als vorher. Dank modernster Technik geht so manches automatisch.
Von Saskia Grätz
Die Brötchen aus dem Hause Bodenlos müssen nicht nur schmecken, sondern auch glänzen. Das Auge isst bekanntlich mit. Durch das harte Wasser aber waren die Verdampfapparate des alten Ofens im Lauf der Zeit verkalkt. 18 Jahre stand er im Dienst. Und er hätte wohl noch ein bisschen durchgehalten. Indes: ohne Glanz. Und so kam jetzt sein Ende. Etwas eher als gedacht.
Am Sonnabend vor zehn Tagen wurde ein letztes Mal gebacken. Danach verwandelte sich die Backstube in eine Baustelle. Zunächst mussten alle Maschinen raus, dann wurde der alte Ofen abgerissen. "Von der IG Neue Helene haben alle mitgeholfen", freut sich der Bäckermeister über den Einsatz. Schwerstarbeit - im wahrsten Sinne des Wortes. Der 2,7 Tonnen schwere Ofen wurde per Schweißbrenner in sechs Teile zerlegt und für den Schrotthandel vorbereitet. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die echte Manneskraft erforderte. Parallel dazu wurde gründlich sauber gemacht. Sonntag dann waren ein paar Vorbereitungen für den neuen Ofen zu treffen. Beispielsweise mussten neue Belüftungsrohre gelegt werden.
Montag früh, 8 Uhr, stand der neue Ofen im Hof. Sechs Tonnen schwer, in Einzelteilen. Maßarbeit war gefragt, um die Bestandteile durch das Fenster in die Backstube zu bekommen. 13.30 Uhr standen alle Teile übereinander in der Backstube, erinnert sich Bodenlos. Der Ofenbauer habe dann noch den ganzen Tag benötigt, um die Teile zu verschweißen. Schließlich wurden die Schwerlastrollen entfernt und der neue Ofen auf Füße gestellt. Anschließend wurde die Außenhülle gebaut. 360 Kilogramm Isolierwolle stecken zwischen Kerngehäuse und Außenhülle. Zuletzt die Feinheiten für Platten, Steuerung, Schläuche und Kabel, Brenner. Fast vier Tage habe es gedauert, sagt Bodenlos. Zeitweise ging es auf den 40 Quadratmetern mehr als eng zu, weil zwei Ofenbauer, zwei Klempner, zwei Fliesenleger, ein Brennermonteur und zwei Handlanger (Matthias Littmann und Bäckermeister Andreas Bodenlos) beschäftigt waren. Denn im Zuge der Investition wurden auch Wände und Fußboden neu gefliest. Alles in allem 60000 Euro stecken jetzt in der neuen Backstube.
"Wie in der Sauna" sei es zugegangen, sagt der Chef, als der neue Ofen schrittweise hochgefahren wurde. Er ist froh, dass es im Dorf eine eingeschworene Truppe gibt, die sich gegenseitig hilft. Die ersten Tests bestand die neue Technik, die mit der alten nicht vergleichbar ist. "Wir backen jetzt computergesteuert", sagt Bodenlos. Viele manuelle Schritte fallen weg. In den kommenden Tagen müssten die vorhandenen Programme auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden.
Die Großzössener mussten in der vergangenen Woche übrigens nicht auf ihre Brötchen verzichten. Um das Dorf zu versorgen, habe er in der Bäckerei Fischer in Hainichen - sein Lehrbetrieb - Brötchen gekauft. Seit gestern nun läuft alles wieder normal. Auch die beiden Filialen in Eula und Böhlen haben wieder geöffnet.
Die Modernisierung war ursprünglich erst für Oktober geplant. Weil die Lobstädter Straße vor dem Geschäft aber Baustelle und seit Ostern gesperrt ist, fällt die Hälfte der Durchgangskundschaft weg. Eine harte Zeit, aber günstige Gelegenheit, um auch drinnen zu modernisieren.

Bäckermeister Andreas Bodenlos: Von der IG Neue Helene haben alle mitgeholfen.

Der neue Backofen kann viel mehr als sein Vorgänger und ersetzt mit moderner Computertechnik so manchen Handgriff. Bäcker Andreas Bodenlos (r.) wird die kommenden Tage dazu nutzen, um die Technik auf die individuellen Bedürfnisse der Großzössener Firma einzutakten. Foto: Jens Paul Taubert